Dienstag, 22.09.2020
Frische Luft fürs Wohl der Mikroben
Gelungener Belüfterwechsel in der Kläranlage Brieske
Die Kläranlage in Brieske ist das Flaggschiff der Fünfer-Abwasserreinigungsflotte des WAL. Unter der Ägide von WAL-Betrieb dient sie sogar als Schulungsanlage der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA). Im August stand wieder einmal eine größere Wartungsmaßnahme an. Lutz Augstein, Leiter des Bereiches Abwasseranlagen bei WAL-Betrieb, ließ sich zum Belüfterwechsel in beiden Klärbecken befragen.
Herr Augstein, Belüftung und Belebung – worum geht es dabei?
In der biologischen Stufe der Abwasserreinigung wird in den Belebungsbecken Sauerstoff benötigt. Also wird je nach Bedarf Luft über Verdichter durch Membranbelüfter in die Becken geblasen. Diese Belüfter aus Kunststoff sind sehr feinporig, damit sich die Luft im Abwasser gut verteilt. Allerdings härten die Elastomere im Laufe der Zeit aus. Damit steigen der Stromverbrauch und auch die Gefahr, dass die Membranen reißen. Folglich müssen die Belüfter nach etwa alle zehn Jahren ausgetauscht werden. Wir haben aktuell den zweiten Belüfterwechsel seit Inbetriebnahme der Kläranlage geschafft.
Was war bei der Vorbereitung der Arbeiten vor allem zu beachten?
Unabdingbar ist eine Analyse der Betriebsdaten in der Belebung, um festzulegen, wie die Anlage während des Ausfalls eines Belebungsbeckens sicher gefahren werden kann. Dem folgt die Auswahl der am besten geeigneten Belüfter sowie die kommerzielle und vor allem technische Klärung des Liefer- und Leistungsumfangs, damit während der Maßnahme alles passt und kein Stillstand droht. Ganz wichtig dafür ist die Festlegung des Zeitfensters – am besten in einer voraussichtlich trockenen Periode bei möglichst niedriger Belastung. Weitere Kriterien sind eine minimale Wärmeabnahme des ASB-Pflegeheims wie auch die Verfügbarkeit von Montagekräften.
Das ist alles im eigenen Haus zu entscheiden und zu planen, oder?
Die Briesker Anlage unterliegt bei ihrer Größe der Aufsicht durch die Obere Wasserbehörde. Diese steht uns hilfreich zur Seite. Der beabsichtigte Belüfterwechsel muss dort ausführlich angezeigt werden. Während der Instandsetzung ändert sich ja die Organisation des Betriebs der Nebenanlagen, beispielsweise durch Umleiten der dezentralen Schmutzwässer auf andere Kläranlagen und durch Minimierung der Verarbeitung von Co-Substraten zur Energiegewinnung. Wir sind dabei zwar selbst sehr gewissenhaft, aber zur Sicherheit dürfen wir unser Tun der Behörde ganz genau erklären und noch zusätzlich Berechnungen zur Reinigungsleistung während der Instandsetzungsmaßnahmen einholen. Auch das Landeslabor Berlin-Brandenburg kam mehrfach zur Probenahme des Kläranlagenablaufs nach Brieske.
Und wie ging die Maßnahme letztlich über die Bühne?
Unser Ablaufplan hat bestens funktioniert – nicht zuletzt dank der Einsatzbereitschaft und des Könnens der beteiligten Kollegen. Die nämlich erledigten diese aufwendigen Arbeiten zusätzlich zu ihrem Regeldienst, dadurch wurden die Kosten für den WAL geringer. Allerdings brachte der Belüfterwechsel durchaus einige Besonderheiten im Betrieb mit sich. In einigen Phasen ging es verfahrenstechnisch nicht ohne kurzzeitiges Erreichen oder Überschreiten der Überwachungswerte bei Stickstoff ab – vor allem während der Leerung des Belebungsbeckens, beim Füllen des fertigen Beckens oder in der Einfahrphase der neuen Gebläse. Und während des Umpumpens von einer Belebung in die andere – dabei werden an zwei Tagen über 6.000 Kubikmeter Wasser bewegt – wurde kein gereinigtes Abwasser in die Schwarze Elster abgegeben.
Welche langfristige Wirkung bringt die erneuerte Belüftung?
Erstens einen energieeffizienteren Sauerstoffeintrag. Zweitens größere Flexibilität der Luftversorgung je nach anstehender Belastung. Damit fühlen sich gewissermaßen die Mikroben in der Belebung wohler und arbeiten stabiler. Insgesamt erzielen wir eine höhere Reinigungsleistung und mehr Sicherheit bei der Einhaltung der Überwachungswerte auf der Kläranlage.
Foto: SPREE-PR/Rasche