Dienstag, 21.05.2019

Einweihung der Erweiterung der Aufbereitungsanlagen im größten Wasserwerk Brandenburgs

Seit 1955 wird am Standort Tettau im Süden Brandenburgs Trinkwasser aufbereitet.  Aus den Tiefen des Lausitzer Urstromtales wird Rohwasser gehoben und  als Trinkwasser an über 80.000 Kunden zuzüglich Industrie und Gewerbe der Region geliefert und auch über die Verbandsgrenzen hinaus exportiert. Damit kommt dem Wasserwerk Tettau eine zentrale Bedeutung in der Trinkwasserversorgung in der Lausitz zu. Mit der notwendigen Erweiterung der Aufbereitungskapazitäten trägt der Wasserverband Lausitz als regionaler kommunaler Wasserversorger der sich ändernden Versorgungssituation insbesondere auch durch die Einstellung der Wasserversorgung durch die LEAG (Lausitz Energie Bergbau AG) Rechnung.

Mit der Inbetriebnahme der neuen Anlagen mit einer Kapazität von 20.000 m³ pro Tag können in Tettau dann insgesamt 44.000 Kubikmeter Trinkwasser täglich aufbereitet werden.

Die REMONDIS Aqua GmbH & Co.KG ist mit ihrer Tochter, der Wasserverband Lausitz Betriebsführungs GmbH (WAL-Betrieb), seit dem Jahr 2006 für den Betrieb der Wasserver- und Abwasserentsorgungsanlagen des Wasserverbandes Lausitz (WAL) zuständig.
Im Rahmen einer festlichen Einweihungsfeier wurde der Wasserwerkserweiterungsbau im Beisein von Norbert Rethmann, Mitglied und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der RETHMANN-Gruppe und vielen Gästen aus Politik und Wirtschaft eingeweiht.

„Seit Beginn unserer Betriebsführung haben wir im Wasserwerk Tettau über 102 Millionen Kubikmeter Trinkwasser in bester Qualität aufbereitet und durchgängig ein hohes Maß an Versorgungssicherheit gewährleistet. Mit der Erweiterung des Wasserwerkes Tettau werden wir die jährlichen Aufbereitungskapazitäten erheblich vergrößern" heben die Geschäftsführer vom WAL-Betrieb, Stefan Voß und Thomas Fürl die Bedeutung der Erweiterung hervor.

Rückblick

Vor 105 Jahren, am 1. April 1914, nahm das erste Wasserwerk der Region bei Dolsthaida (heute Lauchhammer-Süd) seinen Betrieb auf. Es versah mit einer Kapazität von 4.000 m³ pro Tag reichlich 40 Jahre seinen Dienst.

Auch das zeitgleich entstandene Wasserwerk Buchwalde bei Senftenberg arbeitete angesichts des stetig wachsenden Trinkwasserbedarfs in den 1950er Jahren zunehmend an der Leistungsgrenze. So wurde 1953 mit dem Bau des Wasserwerks Tettau - nur wenige Kilometer vom Wasserwerk Dolsthaida entfernt - begonnen. Ausschlaggebend für den Standort war das vom Bergbau kaum beeinflusste reichhaltige Grundwasserdargebot im Lausitzer Urstromtal.

Absoluter Rekordhalter

Schon zwei Jahre später ging das neue Werk in Betrieb. Mit mehr als zehnfacher Kapazität: 48.000 m³ pro Tag konnten zur Verfügung gestellt werden! Der Wasserturm in Lauchhammer-Ost und die Fernleitung in den Raum Senftenberg waren weitere Eckpfeiler im neu entstehenden System der regionalen Trinkwasserversorgung.

Mit dem Bau des Industriegebietes „Schwarze Pumpe" machte der Trinkwasserverbrauch im benachbarten Hoyerswerda einen immensen Sprung. Als Antwort darauf entstand in dreijähriger Bauzeit bis 1960 eine Fernleitung vom Wasserwerk Tettau nach Hoyerswerda. Gleichzeitig begann der Erweiterungsbau, die zweite Ausbaustufe ging dann 1962 in Betrieb und schraubte die Gesamtkapazität auf tägliche 72.000 m³. Und doch konnte das nun mit Abstand größte Wasserwerk im ehemaligen Bezirk Cottbus den Spitzenbedarf an trockenen Sommertagen ab den 1970er Jahren nicht decken.

Einbruch und Aufbruch

Das änderte sich nach 1990 schlagartig. Trinkwasser kostete plötzlich richtig Geld, der Bedarf brach allein dadurch rapide ein und auch Hoyerswerda brauchte kein Wasser mehr aus Tettau. Das Werk war auf einmal viel zu groß. Da kam eine Anfrage aus Sachsen gerade recht. Eine geplante Großmolkerei in Leppersdorf (Müller Milch) brauchte reichlich Wasser bester Qualität, Tettau konnte liefern. 1995 wurde ein langfristiger Liefervertrag geschlossen. Nach dem Bau einer über 40 km langen Fernleitung flossen fortan täglich zehn- bis fünfzehntausend Kubikmeter Trinkwasser nach Sachsen, auch zur Versorgung von Königsbrück und Radeberg. Dennoch war das Wasserwerk in der Spitze höchstens zur Hälfte ausgelastet.

Der anhaltende Bevölkerungsrückgang ging mit weiter sinkendem Trinkwasserverbrauch einher. Und fast 50 Jahre nach Inbetriebnahme war eine Sanierung dringlich. Vor diesem Hintergrund wurde schließlich 2001 entschieden, das alte Werk gleich durch einen wesentlich kleineren Neubau mit einer Kapazität von nur 23.000 m3 pro Tag, ausreichend für den Grundbedarf, zu ersetzen. Nach fünf Jahren Vorbereitung, Planung und Bauzeit ging das neue Wasserwerk in Tettau im Mai 2007 in Betrieb. Seither ist es tagtäglich zu über 90 % ausgelastet - völlig ungewöhnlich für ein Wasserwerk - und arbeitet damit sehr kostengünstig.

Radikale Kostensenkung

Als Voraussetzung für den recht kleinen Neubau wurde mit der Lausitzer Bergbau AG ein Vertrag zur Spitzenbedarfsdeckung aus dem Wasserwerk Schwarze Pumpe geschlossen worden.

Diese „Besicherungs"-Vereinbarung zu günstigen Konditionen war allerdings auf maximal 20 Jahre befristet. Daher wurde bereits 2014 die erneute bedarfsgerechte Erweiterung des Wasserwerks Tettau auf den Weg gebracht. Hierbei spielte auch der Wunsch des benachbarten Trinkwasserverbands Kamenz eine Rolle, der die bergbauabhängige Trinkwasserversorgung bis Ende 2018 ablösen und entsprechend mehr Wasser aus Tettau beziehen wollte. Dies mündete in einen langfristigen Liefervertrag, der auch eine Kamenzer Investitionsbeteiligung am Erweiterungsbau in Tettau vorsieht.

Im Januar 2015 begann die Vorplanung durch eine WAL und WAL-Betrieb interne Arbeitsgruppe.

„Aufbauend auf den Erfahrungen aus dem Betrieb der bestehenden Anlagen sollte das neue Werk noch wesentlich kostengünstiger konzipiert werden. Nach einem knappen Jahr intensiver Arbeit konnte die Entwurfsplanung entsprechend der Vorgabe, den Betriebsaufwand deutlich zu senken, vorgelegt werden. In Zahlen ergab die Detailplanung durch ein Planungsbüro aus Leipzig: Das neue Werk nimmt bei ähnlicher Kapazität (20.000 m³ pro Tag) nur knapp halb so viel Grundfläche ein, die internen Rohrleitungen schrumpfen um drei Viertel und der Energieverbrauch für den reinen Wasserwerksbetrieb halbiert sich" stellt der Verbandsvorsteher des Wasserverbandes Lausitz und Leiter der internen Arbeitsgruppe, Dr. Roland Socher, stolz fest.

Sicher auf Jahrzehnte

In Tettau steht nun (wieder) das größte Wasserwerk Brandenburgs - mit einer Kapazität von insgesamt 44.000 m³ pro Tag fast so groß wie das erste Werk von 1955. Es wird in den nächsten Jahrzehnten die Trinkwasserversorgung in großen Teilen der Lausitz sichern.

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