Donnerstag, 11.07.2019

Schlamm sorgt für warme Wohnungen

Im Klärwerk in Brieske werden pro Tag 4000 Kubikmeter Gas produziert. Es ist das größte im Verbandsgebiet des WAL. Von Torsten Richter-Zippack

Ist von einem Klärwerk die Rede, denken viele an übel riechende Abwässer. Doch der daraus gewonnene Klärschlamm kann durchaus zur Energieproduktion dienen. Im Briesker Klärwerk wird dies bereits seit Jahren praktiziert.

Davon profitiert nicht nur die Anlage der Wasserverband Lausitz Betriebsführungs GmbH (WAL-Betrieb) am Ortsrand von Brieske, die autark mit dem selbst erzeugten Strom arbeitet. Sondern ebenso das nur wenige hundert Meter entfernte Altenpflegeheim. „Diese Einrichtung beliefern wir mit Wärme“, erklärt WAL-Sprecher Ulf Riska beim diesjährigen Tag der offenen Tür in der Kläranlage.

Das dafür erforderliche Gas wird gleich vor Ort produziert. Eigens dafür wurden vor rund einem Jahrzehnt eine Co-Vergärungsanlage sowie zwei Kraftwerke erbaut.

Der bei der Abwassersäuberung anfallende Klärschlamm erfährt also seine Weiterverwertung. Das mitunter übel riechende Gemisch  wird in Strom- und Wärme umgewandelt. Tag für Tag, so rechnet Abteilungsleiter Thomas Neubauer vom WAL-Betrieb vor, erzeugt die Anlage rund 4000 Kubikmeter Gas. Dieses Substrat, hauptsächlich Methan, wird im rund 17 Meter hohen Faulturm hergestellt und gleich nebenan gespeichert.

Dieses Procedere wirke sich sogar auf die Gebühren für Abwasser aus, erklärt Ulf Riska. Durch die eigene Energieerzeugung fielen kaum Betriebskosten an. Ohnehin präsentieren sich die Gebühren bereits seit der Jahrtausendwende auf dem gleichen Niveau.

Und ein weiterer Effekt sorge für stabile Gebühren. Der WAL besitzt in seinem Kerngebiet, also in etwa dem Altkreis Senftenberg, um die 81 000 Kunden. Noch vor einem Vierteljahrhundert waren es 108 000 Menschen. „Wir haben nach der Wende in erster Linie durch Abwanderung pro Jahr bis zu 2000 Kunden verloren. Doch in jüngster Zeit stabilisiert sich die Einwohnerzahl“, berichtet der WAL-Sprecher.

Mehr noch: Der WAL-Betrieb baut sein zentrales Abwassernetz weiter aus. „Wir schließen beispielsweise die neuen Wohngebiete am Senftenberger See an“, sagt Ulf Riska. Ebenso werde in Hosena gebaut. In der Senftenberger Kernstadt seien inzwischen 100 Prozent der Haushalte an das zentrale Abwassernetz angeschlossen, im Verbandsgebiet seien es um die 80 Prozent.

Manche Orte werden hingegen auch in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich mit einer dezentralen Entsorgung leben müssen. Als Beispiele nennt Ulf Riska die Dörfer Lug und Lipten nahe der Autobahn. „Ein Anschluss lohnt sich dort aus wirtschaftlichen Gründen nicht. Das nächst gelegene Klärwerk Großräschen ist einfach zu weit entfernt.“

So müssen die Abwässer dieser Menschen auch zukünftig mit Entsorgungsfahrzeugen abtransportiert werden. Über deren Geruch und Lärm hatten sich in der Vergangenheit immer mal wieder manche Leute beschwert. „Wir haben jetzt genau vorgegeben, wo diese Lkw lang zu fahren haben. So werden die Belästigungen in den Wohngebieten, insbesondere in Brieske, minimiert“, stellt Ulf Riska klar. Seitdem habe sich niemand mehr beklagt.

Die Briesker Kläranlage ist die mit Abstand größte ihrer Art im Verbandsgebiet des WAL-Betrieb. Sie könnte die Abwässer von rund 60 000 Menschen klären, tatsächlich ist es die Hälfte. Hinzu kommen noch diverse Industrie- und Gewerbebetriebe. Die Strom- und Gaserzeugung wird Unternehmensangaben zufolge auch zukünftig auf Brieske beschränkt bleiben. So müssten theoretisch in den Kläranlagen von Großräschen und Lauchhammer erst entsprechende Faultürme errichtet werden. Das lohne sich wirtschaftlich nicht.

Übrigens: Aus der Vergasung des Briesker Klärschlamms resultiert ein Substrat, das der handelsüblichen Blumenerde sehr ähnlich ist, erklärt Techniker Thomas Neubauer. Aufgrund strenger Umweltbestimmungen dürfe es aber nicht als solche eingesetzt werden. So bleibt letztendlich nur der Weg in die Verbrennungsanlage. „Eigentlich schade um diesen Stoff“, kommentiert Thomas Neubauer.

Quelle: Lausitzer Rundschau vom 11.07.2019

Fotos: Torsten Richter-Zippack

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